Am 17.11.2024 haben wir am Ehrenmal den Toten aller Kriege auf dieser Welt gedacht. Mitgestaltet wurde das Erinnern durch den Musikverein, den Männerchor, SchülerInnen der Grund- und Werkrealschule sowie Pater Titus.
Ortsvorsteher Helling fand angesichts des Gedenkens folgende Worte:
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
zwei Sonntage vor dem 1. Advent begehen wir den Volkstrauertag. Er wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt, um der Millionen Toten des Krieges zu gedenken.
Dieses Kriegsende jährt sich im kommenden Jahr zum 80. Mal und heute gelten Trauer und Totengedenken nicht mehr allein den getöteten Soldaten beider Weltkriege, sondern den Opfern von Gewalt und Krieg aller Völker und Zeiten.
Selten war es seit dem Ende des kalten Kriegs vor nunmehr 35 Jahren notwendiger, hieran zu erinnern. Eine ganze Generation ist mit der Gewissheit von Frieden zumindest in Europa aufgewachsen. Diese Gewissheiten gelten heute nicht mehr. Unsere Kinder sehen sich Diskussionen über die Wiedereinführung von Wehrpflicht, der Erhöhung von Wehretats und Überlegungen der „Verteidigung unserer Freiheit mit der Waffe in der Hand“ ausgesetzt.
Was dabei allzu schnell vergessen wird, ist das, an was uns dieser Tag heute erinnern soll: die ersten Opfer eines Krieges sind Freiheit und Wahrheit.
Weltweit sind Demagogen auf dem Vormarsch, die es schaffen, selbst mit durchsichtigsten Lügen Menschen davon zu überzeugen, dass die Welt vor dem selbst herbeigeredeten Untergang stehe und nur Ausgrenzung, Protektionismus und Spaltung der Gesellschaft Lösungen bieten würden.
Wir als Bürgerinnen und Bürger – und damit als Souverän unseres Staates – sind umso mehr dazu aufgerufen, solchem Ansinnen entschieden entgegenzutreten. Es liegt in unserer Verantwortung, Wahrheit und Aufrichtigkeit einzufordern, auch wenn beides mitunter zu schmerzlichen Auseinandersetzungen und Verletzungen führen kann. Aber nur die ehrliche Austragung von Konflikten eröffnet die Möglichkeit, diese im Kompromiss zu beenden, anstatt sich schlussendlich unversöhnlich gegenüberzustehen und zuerst die verbalen und dann die tatsächlichen Waffen sprechen zu lassen.
Nichts hat uns in den vergangenen knapp 80 Jahren besser vor Krieg und Zerstörung bewahrt, als unsere Demokratie, die schlussendlich auf den Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs fußt. Unsere Aufgabe ist es, diese zahllosen Opfer auf der ganzen Welt dadurch zu ehren, dass wir Agitation und Spaltung eine klare Absage erteilen und vielmehr Einigkeit und Recht und Freiheit verteidigen. Das mag allzu oft frustrierend, anstrengen und mitunter auch beängstigend sein – aber es ist das Einzige, was uns auch in Zukunft ein friedliches und verantwortungsvolles Zusammenleben sichern wird. Es gilt, kritisch zu hinterfragen, ohne die Tatsachen zu leugnen, Problematisches anzusprechen, ohne davor zu erstarren und anstatt mit Angst mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft zu blicken.
Walter Bauer hat dies in einer „Postkarte an junge Menschen“ wie folgt formuliert:
Gebt nicht nach, wie wir getan haben,
Folgt den Verlockungen nicht, denkt nach, verweigert.
Verweigert, lehnt ab.
Denkt nach, eh ihr Ja sagt,
Glaubt nicht sofort, glaubt auch dem Einleuchtenden nicht,
Glauben schläfert ein, und ihr sollt wach sein.
Fangt mit einem weißen Blatt an, schreibt selber die ersten Worte,
Lasst euch nichts vorschreiben.
Hört gut zu, hört lange zu, aufmerksam,
Glaubt der Vernunft nicht, der wir uns unterwarfen.
Fangt mit der stummen Revolte des Nachdenkens an, prüft
Und verwerft.
Bildet langsam das Ja eures Lebens.
Lebt nicht wie wir.
Lebt ohne Furcht.
Ich wünsche daher allen, die unter Krieg, Gewalt und Verfolgung leiden, Frieden
und denjenigen, die für seinen Bruch verantwortlich sind, den Mut, zu Wahrheit und Aufrichtigkeit zurückzufinden.
Wir wollen in stillen Gedenken an die Opfer sämtlicher Kriege, bewaffneter Konflikte und Gewalt auf unserer Welt in Vergangenheit und Gegenwart verharren.